Meine Bilder sind Ergebnisse aus vorangehenden internen und externen Prozessen, die von meinem polaren Charakter geprägt sind.
Diese ausgeprägten inneren Spannungen mit emotional gegenläufigen Stimmungen sind meine Triebfeder, mich an eine meist große Leinwand zu stellen und den Malprozess als Auslassventil zu instrumentalisieren. Dabei erlebe ich eine Art „Flow“, die das Malen unbewusst stattfinden lässt. Dieser „Flow“ gibt mir eine für mich fast ungeheure Sicherheit und Selbstverständlichkeit, so dass ich mich in diesen Momenten nur selten vom Bild entfernen muss, um die Wirkung meiner Striche auf das Ganze zu sehen. Alles fließt tranceartig auf die Leinwand.
Im Malprozess denke ich grösstenteils nicht darüber nach, was ich jetzt tue. Ich nutze das malerische Denken: das Denken in Bildern. Deswegen sind für mich Fragen wie „was haben Sie beim Entstehen des Bildes gedacht“ im klassischen Sinne nicht zu beantworten.
Über das handwerkliche Zeichnen und Malen hinausgehend entsteht in meinen Bildern meistens der Ausdruck, der meine Emotionen während dieses Malprozesses oder der aktuellen Lebenssituation widerspiegelt. Dieser Ausdruck zeigt sich in der Art und Heftigkeit der Strichführung sowie Bild- und Farbkomposition. Wird das Bild konkret, kommt ein „bewusstes“ Auseinandersetzten mit dem Bild hinzu.
Der Vielfältigkeit meiner Emotionen und Stimmungen entsprechend, entstehen dabei sehr unterschiedliche Bilder, die sich nicht nur in ihren Motiven, Farb- und Bildkompositionen unterscheiden, sondern auch im Malstil bzw. in den unterschiedlichen Malrichtungen. Gepaart mit dem Bedürfnis nach Entwicklung, das immer wieder auf‘s Neue durch das freie Ausleben des Malprozesses voran getrieben wird, kann dadurch auch „Neues“ erschaffen werden. Wenn meine Bilder nicht mehr unterschiedlich sind, dann geht für mich die Authentizität meiner Malerei verloren.
Die immer fortwährende Auseinandersetzung mit mir selbst und meiner Umgebung führt zwangsläufig zur Veränderung. Es ist ein Leben auf der Suche nach immer wieder neuen „Flows“, die es gilt spontan zu nutzen. Dies bedeutet, dass meine Kunst dann zu Ende ist, wenn die „Flows“ weg sind. Denn dann bleibt für mich nur noch die Anwendung meiner erworbenen Technik und das Schöpfen aus dem Portfolio meiner Erfahrungen beim Malen. In diesem Falle laufe ich Gefahr der „Variantenmalerei“, was gleich bedeutend ist mit der Situation, die S.D. Sauerbier wie folgt zitiert: „Einen Stil hat ein Künstler dann gefunden, wenn ihm nichts mehr einfällt.“
Summa summarum ist Voraussetzung für das Gelingen meiner Malerei: sie zu leben.
Christian Moll (2012)